AAL

Was ist das?

Ein selbstbestimmtes Leben führen zu können und so lange wie möglich im eigenen Zuhause zu bleiben ist für Menschen mit Unterstützungsbedarf oder ältere Personen besonders wertvoll. Die alltäglichen Aufgaben können mit steigendem Alter bzw. steigendem Unterstützungsbedarf trotz der Hilfe professioneller und informeller Pflegepersonen (wie z.B. Familienangehörigen) schnell zur Herausforderung werden.

Dort setzt das Konzept AAL an. Es ist die Abkürzung für „Active and Assisted Living“ und kann auf Deutsch mit „Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben“ beschrieben werden. Menschen mit Unterstützungsbedarf wird mit verschiedenen Methoden und Dienstleistungen, welche auch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien nutzen, das alltägliche Leben erleichtert. Die Technologien sollen dabei nicht die Betreuung und Pflege durch Angehörige oder formelle Pflegestrukturen ersetzen. Sie sollen vielmehr betreuenden und pflegenden Personen die Arbeit erleichtern, zu einer Verringerung von Sorgen beitragen und neue Möglichkeiten der Kommunikation und Kontaktaufnahme ermöglichen. Die AAL Lösungen können durch die Entlastung der Pflegepersonen dazu beitragen, dass bedürftige Personen länger zuhause betreut werden können oder beispielsweise mehr Zeit für andere Kontakte in Pflegeeinrichtungen zur Verfügung steht.

Wie unterstützt es mich?

Die Herausforderungen, welchen Menschen mit Unterstützungsbedarf gegenüberstehen, sind so individuell wie diese Personen selbst. Aber es gibt auch viele AAL-Lösungen für verschiedene Einsatzbereiche. Dadurch ist es möglich, auf die persönlichen Bedürfnisse einer Person einzugehen und passende AAL-Lösungen auszuwählen. Nur so kann gewährleistet werden, dass AAL das Alltagsleben der Person mit Unterstützungsbedarf sowie ihrer Pflegepersonen wirklich erleichtert.

Mögliche Einsatzbereiche sind z.B.:

  • Gesundheit, Ernährung und Krankheitsmanagement (z.B. Gesundheitsmonitoring, Erinnerung an Medikamenteneinnahme)
  • Sicherheit (z.B. Notrufknöpfe, Sturzerkennung, Brandmelder, Einbruchprävention, automatische Abschaltung des Herdes bei Abwesenheit)
  • Benachrichtigungssysteme bei definierten Ereignissen (z.B. Bewegungslosigkeit in der Wohnung)
  • Steigerung des Komforts und Lifestyles (z.B. kontextabhängige Beleuchtungs-, Raumtemperatur- und Jalousiesteuerungen sowie die Bedienung von Lampen, Heizung, Jalousien und Elektrogeräten über das Smartphone und Tablet)
  • Kommunikation und Integration ins soziale Umfeld (z.B. Seniorengerechte Tablets mit Skype und Fotoalben)
  • Mobilität (z.B. Uhren mit Ortungssystemen, vereinfachte Fahrplanabfrage öffentlicher Verkehrsmittel)
  • Unterstützung von Demenzerkrankten (z.B. Lichtleitsysteme, Kalenderfunktionen mit Erinnerungen, Gedächtnistrainingsapps)

In den Erfahrungsberichten erzählen und beschreiben Menschen, die verschiedene AAL-Lösungen bereits in ihrem täglichen Leben nutzen, wie es ihnen damit ergeht.

Die Anwendungsbeispiele zeigen konkrete Lösungen, und wie diese in den Alltag von den einzelnen Personen integriert wurden. Diese Beispiele stammen aus den Erfahrungen früherer Projekte, und wurden in dieser oder ähnlicher Form auch umgesetzt.

Anwendungsbeispiele

Hier schildern wir Ihnen einige Beispiele für Anwendungsfälle im realen Umfeld. Natürlich ist aber jede Person, ihre persönlichen Vorlieben und Einschränkungen einzigartig. Aus diesem Grund wird bei der Auswahl der passenden Assistenzsysteme immer der/die konkrete BewohnerIn selbst in den Auswahlprozess mit eingebunden. So wird erreicht, dass die technische Unterstützung optimal auf die Bedürfnisse der betreffenden Person abgestimmt ist.

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Frau Obermaier ist 84 Jahre alt, verwitwet und lebt in einer Wohnung im betreuten Wohnen. Sie kann Ihren Alltag trotz altersbedingter Einschränkungen noch alleine meistern, einige Dinge fallen ihr jedoch zusehends schwerer. Zum Beispiel das hoch und runterkurbeln der Jalousien empfindet sie als sehr anstrengend. Sie hat keine Verwandten in der näheren Umgebung, da ihre Kinder im Ausland leben und ihre Geschwister bereits verstorben sind. Aufgrund Ihres Alters sind weitere Reisen nur noch schwer möglich, sie hätte jedoch gerne öfters Kontakt zu ihren Kindern, damit sie auch mehr vom Aufwachsen ihrer Enkelkinder mitbekommt. Außer gelegentlicher Telefongespräche hört und sieht sie diese jedoch selten.

Gemeinsam mit Frau Obermaier wurden verschiedene Möglichkeiten besprochen, die ihr den Alltag erleichtern können und zu einem intensiveren Kontakt mit ihrer Familie verhelfen könnten. Obwohl Frau Obermaier bisher nur ein normales Handy und Haustelefon benutzt hat, entscheidet sie sich für ein Tablet mit einer Oberfläche, die besonders für unerfahrene Personen geeignet ist. Zudem wird eine neue Jalousie eingebaut, die sie nicht mehr manuell hoch und runterkurbeln muss, sondern per Taster betätigen kann. Die Jalousie fährt bei Wind und einer definierten Uhrzeit am Morgen und am Abend auch automatisch hoch bzw. runter. Über das Tablet kann sie kostengünstig mit ihren Kindern und Enkelkindern mit Videoübertragung per Skype telefonieren. Sie bekommt von ihren Kindern und Enkelkindern auch regelmäßig Fotos zugeschickt, die sie jetzt bequem am Tablet speichern und anschauen kann.

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Herr Gruber ist 57 und lebt alleine in seiner privaten Wohnung. Aufgrund einer Erkrankung sitzt er im Rollstuhl und muss regelmäßig Blutzucker messen und die Messwerte notieren. Er misst in der Regel 2-3 Mal täglich seinen Blutzuckerspiegel und muss die Werte händisch in ein Notizbuch eintragen, was ihn nervt. Er ist aufgeschlossen gegenüber Technik und hat bereits Jalousien die er per Tastendruck hoch und runterfahren kann, eine automatische Heizungsregelung, Bewegungsmelder im Bad, eine automatische Be- und Entlüftung des Wohnraumes sowie einen zentralen Ausschalter, der alle Lichter der Wohnung löscht. Diese Dinge erleichtern ihm das Leben bereits sehr, jedoch wurde der Taster für die Jalousie ungünstig platziert, sodass er ihn vom Rollstuhl aus nur schwer erreicht. Auch das Löschen der Lichter, wenn er z.B. auf der Couch einschläft und liegen bleiben will ist mühsam, weil er dafür zuerst in den Rollstuhl muss.

Es wird eine App auf dem Smartphone und Tablet von Herrn Gruber installiert, die auf die Schnittstelle seiner Hausautomation zugreift. So kann er nun Lichter, Jalousie und Heizung von diesen zwei Geräten aus steuern. Dadurch erspart er sich anstrengende Bewegungen von z.B. der Couch oder dem Bett in den Rollstuhl. Er erhält auch ein neues Blutzucker-Messgerät und eine App zur Erfassung und Speicherung der Messdaten. Die Messwerte werden per Funk automatisch in der App erfasst und Herr Gruber erhält Rückmeldung, ob die Messwerte im Normbereich liegen oder nicht. Im Bedarfsfall gibt die App auch gleich Tipps zur Verbesserung des Blutzuckerspiegels. Herr Gruber muss die Werte nun nicht mehr händisch erfassen, wodurch mögliche Aufzeichnungsfehler vermieden werden. Außerdem kann er alle Messwerte in einer übersichtlichen Verlaufsgrafik anschauen und so schnell feststellen, ob sich sein Blutzucker im zeitlichen Verlauf verändert hat. Das Tablet nimmt er jetzt auch mit zum Arzt, der somit auch sofort einen Überblick über die Entwicklung des Blutzuckers von Herrn Gruber hat.

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Herr Hämmerle ist 75 Jahre alt und lebt in einer Wohnung im betreuten Wohnen. Er hat beginnende Demenz, kann aber seinen Alltag noch selbst bewältigen. In letzter Zeit hat er bedingt durch die beginnende Demenz hin und wieder vergessen seine Medikamente einzunehmen. Seine Tochter macht sich zudem Sorgen, um seinen Schlaf (bei Demenz treten häufig Schlafprobleme auf) und dass er in der Nacht verwirrt die Wohnung verlassen könnte. Auch die Möglichkeit, dass er sich unter Tags in der Stadt verirren könnte, bereitet ihr Sorgen.

In Herrn Hämmerles Wohnung werden Präsenzmelder und eine Lichtschranke im Eingangsbereich so platziert, dass seine Anwesenheit in jedem Raum in der Wohnung automatisch erfasst werden kann. Mit ihm und seiner Tochter wird vereinbart, dass die Tochter eine Benachrichtigung per SMS erhält, wenn er länger als 2 Stunden nach Verlassen der Wohnung nicht zurückkehrt (was im Normalfall selten vorkommt). Ebenso wird sie benachrichtigt, wenn Herr Hämmerle nach 21 Uhr die Wohnung verlässt. Somit ist die Tochter sofort über ungewöhnliche Ereignisse informiert. Zusätzlich erhält Herr Hämmerle noch eine Armbanduhr, die mit einem GPS-System ausgestattet ist und eine Sprach- und Notruffunktion enthält. Über diese Uhr kann er im Ernstfall Hilfe rufen und seine Position über das GPS-System ermittelt werden. Durch die Präsenzmelder kann auch das Schlafverhalten erfasst werden. Sollte sich ein auffälliges Schlafmuster abzeichnen, wie eine Verschiebung des Schlafrhythmus oder sehr häufige Wachzeiten in der Nacht, wird die Tochter ebenfalls informiert, damit Sie frühzeitig Maßnahmen ergreifen kann. Um eine regelmäßige Medikamenteneinnahme zu gewährleisten, bekommt Herr Hämmerle einen Medikamentenspender, der ihn über ein akustisches und visuelles Signal an die Einnahme der Tabletten erinnert.